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Iwan
Sergejewitsch
Turgenjew (1818-1883)
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Iwan
Sergejewitsch Turgenjew wurde am 9. November 1818
auf dem elterlichen Gut Spasskoje im
Verwaltungsbezirk Orel, südwestlich von Moskau
gelegen, in eine wohlhabende Familie hineingeboren.
Seine Geschwister und er wurden
standesgemäß von Ammen und Privatlehrern
groß gezogen.
Als 15jähriger besuchte Iwan Turgenjew die
Moskauer Universität und setzte sich mit
seinem Lernpensum in russischer, deutscher,
englischer und französischer Sprache
auseinander. Noch bevor er 20 Jahre alt war, stand
für ihn fest, Dichter werden zu wollen.
1838 setzte Iwan Turgenjew seine Studien in Berlin
fort, kehrte 1841 nach Moskau zurück und legte
seine philosophische Magisterprüfung mit sehr
gutem Ergebnis ab. Eine angestrebte Dozentur blieb
ihm allerdings verwehrt.
Iwan Turgenjew trat eine unbezahlte Beamtenstelle
im Innenministerium Sankt Petersburgs an, die er
bis 1845 innehatte.
In Sankt Petersburg traf er erstmals auf "die Frau
seines Lebens" Pauline
Viardot-Garcia,
die 1843 am dortigen Theater ein Gastspiel gab. Die
"ménage à trois", welche das Ehepaar
Viardot und Iwan Turgenjew daraufhin 40 Jahre lang
pflegten, birgt auch im dritten Jahrtausend noch
etlichen Reiz für die individuelle
Fantasie.
Einer Einladung Pauline Viardots zu einem
Aufenthalt im Sommer 1844 in Frankreich folgte 1845
die Ausreise Iwan Turgenjews aus Russland. Erst
fünf Jahre später kehrte er nach Moskau
zurück und übernahm nach dem Tod seiner
Mutter das Gut Spasskoje.
1852 erschien seine erste Buchveröffentlichung
"Aufzeichnungen eines Jägers", deren Inhalt
dem herrschenden Zaren Nikolaus I. teilweise zu
liberal formuliert war, weswegen Iwan Turgenjew zu
einem Monat Haft mit anschließender
Verbannung auf sein Gut verurteilt wurde.
Nach dem Tod Nikolaus I. und nach dem Ende des
Krimkrieges übersiedelte Iwan Turgenjew 1856
nach Frankreich. Im Juli des darauf folgenden
Jahres hielt er sich erstmals für drei Tage in
Baden-Baden auf und traf sich mit Leo
Tolstoi im
"Holländischen
Hof".
Neben autobiografischen und gesellschaftskritischen
Werken hatte Iwan Turgenjew den Roman "Väter
und Söhne" verfasst, der 1862
veröffentlicht worden war und in Russland zu
heftigen Diskussion führte.
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1863
ließ sich die Familie Viardot in Baden-Baden
nieder, gefolgt vom mittlerweile recht bekannten
Literaten Iwan Turgenjew. Für sieben Jahre
wurde die Kurstadt zu seinem festen Wohnsitz. 1867
äußerte er sich gegenüber
Fjodor
Dostowjekij
"Ich erkläre Ihnen hiermit, dass ich mich hier
in Baden-Baden endgültig niedergelassen habe,
mich nicht mehr als Russen betrachte, sondern als
Deutschen, und dass ich darauf stolz bin."
Vorausgegangen war dieser Erklärung eine
heftige Diskussion zwischen den beiden Literaten um
Iwan Turgenjews neu erschienenes Werk "Dym" (Rauch,
Dunst), das in Baden-Baden entstanden ist und sich
mit den weit auseinander strebenden prowestlichen
und slawophilen Einstellungen der im Oostal
zahlreich vertretenen Russen beschäftigt.
Während des Deutsch-Französischen Krieges
schwand Iwan Turgenjews Stolz, ein Deutscher zu
sein. Er folgte den Viardots nach London und im
Jahr 1871 nach Paris. Von 1873 an lebten Iwan
Turgenjew und die Familie Viardot in Bougival bei
Paris. Zunehmend unter gesundheitlichen Problemen
leidend, kehrte Iwan Turgenjew zuweilen in seine
alte Wahlheimat zurück und residierte in den
besten Hotels Baden-Badens wie es seinem inzwischen
erworbenen Ruf als großer russischer Dichter
zukam.
Am 3. September 1883 starb Baden-Badens wohl
berühmtester Russe in Bougival. Am 9. Oktober
wurde er unter außergewöhnlich
großem öffentlichen Interesse in Sankt
Petersburg zur letzten Ruhe geleitet.
Sein Andenken wird in Baden-Baden seit Beginn der
1990er Jahre von der nach ihm benannten
Gesellschaft gepflegt. Im September 1993 war Iwan
Turgenjew eine Ausstellung im Jesuitensaal des
Rathauses gewidmet.
117 Jahre nach seinem Tod wurde in der Kurstadt
eine Bronzebüste des großen Russen, die
vom Ministerium für Kultur der Russischen
Föderation gestiftet worden ist,
enthüllt.
Von Rika Wettstein, Baden-Baden
Turgenjews Roman "Rauch":
Baden-Baden als Schmelztiegel
russischer Adliger und Pseudo-Revolutionäre.
Mehr darüber hier...
Die
Wohnungen Turgenjews
in
Baden-Baden
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